Künstlergärten in der Grundschule realisieren – so geht’s!

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Willkommen zum dritten Teil der Reihe „Künstlergärten“. Nachdem ich euch im letzten Beitrag beschrieben habe, welche Gründe für die Verwirklichung von Künstlergärten in der Grundschule sprechen, geht es nun allmählich ans Eingemachte. Also an die Umsetzung der Idee in die Praxis.

Um Künstlergärten in der Grundschule zu verwirklichen, bedarf es einiger Rahmenbedingungen. Diese habe ich euch im Folgenden aufgeführt.

1. Finden eines Grundstückes

Die wichtigste Rahmenbedingung ist natürlich das Grundstück. Denn ohne Grundstück keine Künstlergärten. Für ein Künstlergartengelände muss man für eine Grundschulklasse (Klassengröße: 20 Kinder) ungefähr mit einer Fläche zwischen 50 und 70 Quadratmetern rechnen. Die genaue Nutzung der Grundfläche beschreibe ich in den Punkten 2) – 5).

Tipp: Bevor man eine Fläche als geeignet erklärt, sollte man im Vorfeld folgende Fragen mit Ja beantworten:

  1. Bekommt die Fläche genügend Sonne?
  2. Ist die Fläche „schneckenarm“?
  3. Eignet sich der Boden zum Anbau von Obst- und Gemüse? (bezahlter Link)
  4. Ist die Fläche gut zugänglich, um regelmäßig mit den Kindern dort zu arbeiten?

Hat man auf dem Schulhof oder in der Nähe der Grundschule ein passendes Grundstück gefunden, ist der Startschuss für die Gartenanlage gefallen.

2. Errichten einer Wasserstelle (Fläche: ca. 2 qm)

Nachdem man das Grundstück abgegrenzt hat, errichtet man am besten zuerst in der Mitte des Platzes eine Wasserstelle. Durch die Wasserstelle stellt man in regenfreien Zeiten die Bewässerung der Pflanzen sicher. Die Mitte des Platzes ist bewusst ausgewählt. So haben alle Kinder einen ungefähr gleich langen Weg zur Wasserstelle. Das heißt kein Kind muss die Gießkanne deutlich weiter schleppen als das andere. Außerdem hat die Mitte als Standort einen weiteren Vorteil. So kann man in den Ferien einen Wasserschlauch an die Fässer anschließen und von der Mitte aus alle Beete relativ schnell bewässern.

Regenfässer als Wasserlieferant

Um die infrastrukturellen Aufwendungen möglichst gering zu halten und die Umwelt durch eine Reduzierung des Trinkwasserverbrauchs zu schonen, stellt man am besten Regenfässer (bezahlter Link) mit Wasserhahn auf. Diese eignen sich in Deutschland aufgrund der relativ hohen Niederschlagsmenge hervorragend. Für eine Klasse mit 20 Kindern reichen dabei zwei Regenfässer mit je einem Fassungsvermögen von 1000l aus.

Sollte trotz zweier vorhandener Regenfässer bei der Wasserstelle mal Wassermangel herrschen, kann man sein Beet notfalls natürlich auch mit Wasser aus der Leitung gießen. Ansonsten ist Wasser aus der Regentonne aber nicht nur der Umwelt zuliebe in jedem Falle vorzuziehen. Denn durch die Regenfässer erfahren die Kinder, woher das Wasser kommt – nämlich ursprünglich nicht aus der Leitung.

Zusätzlich zu den Regenfässern benötigt die Wasserstelle natürlich auch noch Gießkannen (bezahlter Link). Um das Gießen relativ zeiteffizient zu gestalten, kann man darüber nachdenken, ob jedes Kind seine eigene Gießkanne erhält. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass es diese auch nach der Grundschulzeit für seinen eigenen Garten verwenden könnte.

Tipp: Damit die Wasserstelle nicht so langweilig aussieht, sollte man die Regenfässer unbedingt kreativ gestalten. Wie die kreative Gestaltung der Fässer aussehen soll, dürfen die Kinder in einer gemeinsamen Gartenversammlung entscheiden und abstimmen.

3. Errichten einer Kompoststelle (Fläche: ca. 2 qm)

Nachdem man die Wasserstelle errichtet hat, muss man etwas Weiteres, ganz Wichtiges errichten: die Kompoststelle. Bei der Platzauswahl der Kompoststelle gibt es zwei wesentliche Dinge zu beachten. Erstens sollte der Platz, auf dem die Kompoststelle errichtet wird, ziemlich zentral positioniert sein. So können alle Kinder die Stelle problemlos erreichen. Zweitens sollte der Platz möglichst im Halbschatten liegen. Bei Plätzen in der Sonne besteht nämlich die Gefahr, dass der Kompost austrocknet.

Hat man einen passenden Standort gefunden, muss man nun überlegen, ob man den Kompostbehälter lieber selbst bauen oder kaufen möchte. Sollte man sich für das Bauen entscheiden, sind alte Europaletten eine ideale und günstige Basis für eine stabile Brettkonstruktion. Andernfalls wäre ein gekaufter Kompostbehälter (bezahlter Link), meist aus Plastik, die Alternative. Was die Größe betrifft, sollte man mit zwei Komposthaufen – je mit einer Größe von 1 m3 – rechnen. Denn: Je größer die Kompostanlage und der Inhalt, desto schneller verläuft die Kompostierung.

Gründe für das Errichten einer Kompoststelle

Für das Errichten einer Kompoststelle sprechen übrigens mehrere Gründe: Erstens bietet der Komposthaufen eine sehr umweltfreundliche Möglichkeit, die eigenen Garten- sowie Obst- und Gemüseabfälle zu entsorgen. Die Kinder lernen den Komposthaufen nicht nur als einen von mehreren verschiedenen Müllsammelstellen kennen, sondern erleben darüber hinaus selbst, wie aus Abfall Erde wird. Zweitens ist Komposterde reich an den für Pflanzen so wichtigen Nährstoffen und Spurenelementen. Eine Eigenschaft, die die Kinder durch das Verwenden der Erde in ihrem eigenen Beet ziemlich bald direkt erleben können.

Tipp: Damit der Komposthaufen nicht nur seinen Zweck erfüllt, sondern auch optisch ins Bild passt, dürfen die Kinder in einer gemeinsamen Gartenversammlung über dessen kreative Gestaltung abstimmen.

Neben der Kompoststelle stellt man am besten noch einen Mülleimer für anfallenden Plastikmüll und einen für anfallenden Restmüll auf. So können die Kinder direkt und gleichzeitig spielerisch lernen, wie man Müll richtig trennt.

4. Jedes Kind bekommt sein eigenes Beet (Fläche: ca. 20 qm)

Damit wirklich jedes Kind die Möglichkeit hat, sich im Garten individuell zu verwirklichen, ist es ganz wichtig, dass jedes Kind seine eigene „Gestaltungsfläche“ erhält. Dabei erscheint eine Fläche von einem Quadratmeter pro Kind optimal. Diese Fläche bietet dem Kind Platz um unterschiedliche Gewächse anzupflanzen. Gleichzeitig besteht hier auch die Möglichkeit, in befriedigendem Maße kreativ zu werden.

1. Schritt – Beete abstecken

Bevor man zu den Gartenwerkzeugen greift und drauf los gräbt, sollte man zunächst die einzelnen Beete mit einer Schnur abstecken. Das vorzeitige Abstecken hat mehrere Vorteile. Erstens hat man einen guten Überblick über die Anlage und vergewissert sich rechtzeitig, dass man bei der Einteilung der Fläche keinen Planungsfehler gemacht hat. Zweitens schafft man durch das Abstecken Hilfslinien und kann sich nachfolgend auf das Umgraben konzentrieren ohne ständig noch irgendwas nachmessen zu müssen.

Um das Abstecken der Beete schnell und einfach durchzuführen, steckt man am besten zuerst an jeder Beetecke einen einfachen Stock in den Boden. Anschließend spannt man ringsherum eine kräftige Schnur, z.B. eine Maurerschnur (bezahlter Link) und schon hat man den ersten Schritt erfolgreich erledigt.

Tipp: Während man für das Umgraben der Beete am besten die Eltern der Kinder als Helfer einbestellt und gemeinsam gräbt, empfiehlt es sich, die Beete nacheinander und schrittweise abzustecken. Am besten arbeitet die Lehrperson immer mit dem Kind zusammen, dessen Beet als nächstes abgesteckt werden muss. So vermeidet man einerseits Chaos und andererseits dürfen die Kinder diesen wichtigen Schritt selbst durchführen, was zu einem nachhaltigen Verständnis für die Wichtigkeit dieses Schrittes führt.

2. Schritt – Beete umgraben

Nachdem die Lehrperson gemeinsam mit den Kindern alle Beete abgesteckt hat, geht es ans Umgraben. Hier empfiehlt es sich, die Eltern als Helfer einzubeziehen. Diese bekommen dadurch einen frühzeitigen Bezug zu dem Künstlergarten ihres Kindes. Außerdem werden sie durch die gemeinsame Arbeit angeregt, wertvolle Zeit mit ihrem Kind an der frischen Luft zu verbringen. Gleichzeitig sorgt die Mitarbeit der Eltern natürlich auch für Entlastung bei der Lehrperson. Ein weiterer positiver Nebeneffekt also ;-).

Tipp: Wie man die Elternarbeit in Bezug auf die Künstlergärten organisieren und gestalten kann, könnt ihr im Artikel Künstlergärten – Tipps für die Elternarbeit nachlesen.

Beim Umgraben des Beetes sticht man am besten zuerst mit einem Spaten (bezahlter Link) die Beetkanten Stich für Stich entlang der Schnur ab. Anschließend sticht man die einzelnen Quadrate aus dem Rasen aus. Hierbei sollte man darauf achten, die Quadrate nicht allzu groß auszustechen, damit man sie am Ende noch tragen kann.

Nachdem man alle Grasquadrate abgetragen hat, muss der Boden umgegraben werden. Dazu nimmt man eine Spatengabel (bezahlter Link) und gräbt den Boden um. Wie tief man umgraben muss, hängt von der Bodenbeschaffenheit ab. Aufgabe der Kinder kann es dabei sein, alle Steine, Wurzeln und nicht verrottete Äste zu entfernen.

3. Schritt – Beete eingrenzen

Nachdem jedes Kind sein Beet abgesteckt und umgegraben hat, darf es dieses eingrenzen. Individuell nach seinen Vorstellungen. Da zu viel Offenheit manche Kinder überfordert, sollte die Lehrperson vorab einen Katalog mit Photos vieler verschiedener Beeteingrenzungen als Inspiration erstellen. So können Kinder, die spontan keine eigene Idee haben, darin stöbern und sich Ideen einholen.

Welches Material man für die Beeteingrenzung zur Verfügung stellen möchte, ist jedem selbst überlassen. Eine umweltfreundliche und kostengünstige Variante ist es, die Beeteingrenzungen aus Naturmaterialien (z.B. Ästen, Steinen, Muscheln, Stroh etc.) erstellen zu lassen.  Dadurch haben die Kinder immer noch sehr viel Spielraum, aber die Basis ist geklärt.

Hinweis: Wer auf seinem Schulgelände nicht so viel Platz hat, muss übrigens nicht vorzeitig den Kopf in den Sand stecken. Anstatt dass jedes Kind sein eigenes Beet erhält, bekommt einfach jedes seinen eigenen Blumenkasten (bezahlter Link). Und für den Fall dass ein Schulgelände zwar Platz hat, dieser Platz sich allerdings auf Betonfläche beschränkt, die sich nicht so einfach in Ackerfläche umwandeln lässt, sind Hochbeete (bezahlter Link) eine gute Alternative. So wird immer noch der Individualität des Kindes, gleichzeitig aber auch den Platzressourcen der Schule Rechnung getragen.

5. Anlegen von Pfaden (Fläche: ca. 24 qm)

Zusätzlich zu der Fläche, die für die Wasserstelle, die Kompoststelle und die Gestaltungsflächen anfällt, sollte man nochmals 24 Quadratmeter für Pfade und Wege rechnen. Einerseits für kleine Pfade zwischen den Beeten. Andererseits für freie Flächen um die Kompost- und Wasserstelle herum.

Fazit zur Realisierung von Künstlergärten

Wenn man den Garten so anlegen möchte, wie ursprünglich gedacht – also dass wirklich jedes Kind eine ausreichend große Beetfläche zur Verfügung hat, der Garten über eine Kompost- und eine Wasserstelle verfügt und sowohl die Hauptstellen als auch die Beete über Pfade gut erreicht werden können – muss man bei einer Klassengröße von 20 Kindern mit 50-70 Quadratmetern Grundfläche rechnen.

Allerdings kann man an Platz und Ausgaben mit ein paar Kniffen enorm sparen. Legt man die Pfade zwischen den Beeten ein wenig schmaler an und hält man die Fläche um die Kompost- und Wasserstelle herum ein bisschen kleiner, spart man sich gleich richtig viel Platz. Zusätzlich kann man Fläche einsparen, indem jedes Kind statt seiner eigenen Gartenfläche ein deutlich kleineres Beet in Form eines Blumenkastens (bezahlter Link) erhält. Am Ende entscheiden schließlich die Ressourcen und die individuellen Vorlieben wie üppig die Grundfläche ausfällt.

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